Die Schwäbische berichtet : Beim Politischen Aschermittwoch gab es Selbstkritik und Ulmer Sticheleien (schwaebische.de)
Von Maike Daub
Zum Politischen Aschermittwoch der Grünen kommt die Prominenz aus Landes– und Bundesregierung nach Biberach. Eine Rednerin brachte das Publikum besonders zum Lachen.
Viel augenzwinkernde Selbstironie: Die haben die Grünen bei ihrem traditionellen politischen Aschermittwoch in Biberach bewiesen. Die prominenten Redner wie Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir und Baden–Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann brachten die gut 750 Besucher in der Stadthalle damit immer wieder zum Lachen. Aber auch und gerade die lokaleren Stimmen ernteten viel Applaus und Gelächter.
Durch die Veranstaltung führte die Bundestagsabgeordnete der Grünen für den Wahlkreis Biberach, Anja Reinalter. Dass der politische Aschermittwoch dabei zum 27. Mal die Politikprominenz nach Biberach zieht, ehre den Kreisverband, sagte sie im Anschluss. „Es ist wie ein großes Fest“, fasste sie die Veranstaltung zusammen.
Ulm und Biberach sind wie FDP und Grüne
Neben Özdemir und Kretschmann, der für seine fast einstünde Rede zum Abschluss stehenden Applaus erntete, waren auch andere Parteigrößen bei diesem „Fest“ dabei. So zum Beispiel Aya Krkoutli, Sprecherin der Grünen Jugend Baden–Württemberg. Sie versprach mit Blick auf Ministerpräsident Kretschmann: „Wir freuen uns als Grüne Jugend weiter der Stachel im veganen Fleisch der Landesregierung zu sein.“
Besonders viele Lacher erntete Landesvorsitzende Lena Schwelling mit ihrer Rede. Als Ulmerin habe sie im Vorfeld lange üben müssen, um die Worte „freuen“ und „Biberach“ in einem Satz sagen zu können, verriet sie dabei schmunzelnd. Die Beziehung zwischen Ulmern und Biberachern sei dabei vergleichbar mit der zwischen FDP und Grünen in der Ampel, urteilte sie. „In beiden Fällen ist die größte Belastungsprobe das Auto.“
Biberacher begegnen Kretschmann mit Kritik
„Ganz schön frech, liebe Lena“, fand das auch Reinalter. Insgesamt sei die Veranstaltung „kurzweilig und spritzig“ gewesen, fand sie. Dabei ging es auch immer wieder um ernste Themen. Gerade die Opfer des Erdbebens in Syrien und der Türkei, und der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine wurden von einigen der Rednern bedacht. Winfried Kretschmann sagte, er sei wegen seiner Position zu letzterem am Eingang zur Stadthalle als „Kriegstreiber“ bezeichnet worden. Dort hatten Demonstranten mit Schildern auf die frühere Doktrin der Grünen hingewiesen: „Keine Waffen in Kriegsgebiete“. Kretschmann entgegnete ihnen von der Bühne: „Zum Friedenschaffen mit weniger Waffen gehören immer Zwei.“
Elmar Braun blickt auf Amtszeit zurück
Auch Kretschmanns alter Parteifreund Elmar Braun war am Mittwoch dabei. Für Braun war es der letzte politische Aschermittwoch als amtierender Bürgermeister von Maselheim. „Deswegen durfte ich auch reden“, sagte er. Im April wird er sein Amt nach 32 Jahren und erster Grüner Bürgermeister Deutschlands räumen. In seinem Grußwort blickte er auf diese lange Zeit zurück. „Die grüne Weltrevolution war in Maselheim leider nicht zu machen“, musste er schlussfolgern. Trotzdem sei viel angestoßen worden. „Der Aufwand hat sich gelohnt.“
Der politische Aschermittwoch sei so etwas wie ein Familientreffen der Grünen, findet er. Dass er ausgerechnet in Biberach stattfindet, hat Tradition. Und selbst Ulmerin Lena Schwelling gesteht zu: „Wenn man nicht viel hat, so wie die Biberacher, dann kann man ihnen das auch mal gönnen.“ Dafür käme sie sogar gerne wieder nach Biberach.