Zufriedenstellen können uns die Zahlen des Berufsbildungsberichts 2023 nicht. Es rächt sich, dass der Ausbildungsmarkt über Jahre hinweg vernachlässigt wurde. Zu den Altlasten der letzten Regierung kommen die wirtschaftliche Flaute der Corona-Pandemie und die Auswirkungen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine hinzu.
Die Ausbildungsberufe sind das Rückgrat unserer Gesellschaft. Leider spiegelt sich das nicht immer in gesellschaftlicher Anerkennung und Wertschätzung wider. Deswegen muss die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung gestärkt und die Durchlässigkeit in beide Richtungen vereinfacht werden. Eine Ausbildung ist genauso viel wert wie ein Studium und bietet genauso viele Karrierechancen. Es braucht eine klare Einordnung der Qualifikationen des deutschen Bildungssystems. Die Niveaustufen des Deutschen Qualifikationsrahmens müssen bekannter sein und genauer ins Visier genommen werden, damit transparenter wird, welche Kompetenzen im deutschen Bildungssystem erworben werden können.
Die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen ist leider erneut gesunken. Dieser Trend kann nur umgekehrt werden, wenn die Berufsorientierung massiv ausgebaut wird. Es muss viel mehr auf die individuellen Stärken von jungen Menschen eingegangen werden. Junge Menschen müssen bereits in der Schulzeit mehr Praxiserfahrung sammeln können.
Alarmierend ist, dass es immer noch zu viele Jugendliche ohne Ausbildungsplatz gibt. 2022 wurden immerhin 1,4 Prozent mehr Ausbildungsplätze als im Vorjahr angeboten. Das ist leider nur ein kleiner Lichtblick bei der erneut gestiegenen Anzahl der Menschen zwischen 20 und 34 ohne formalen Berufsabschluss: Mittlerweile sind es über 2,6 Millionen. Ebenso alarmierend ist, dass zu viele Betriebe keine Azubis finden. Die Schere zwischen jungen Menschen ohne Ausbildungsplatz und Ausbildungsbetrieben ohne Azubis muss sich endlich schließen. Auch die Ausbildungsfinanzierung muss jetzt auf den Tisch. Die Ampel hat sich im Koalitionsvertrag darauf geeinigt, die Kosten für Meisterkurse deutlich zu senken und mit der grundlegenden Reform des BAföGs auch die Förderlücken zum AFBG zu schließen. Unser Ziel ist klar: Wir wollen Menschen finanziell bei ihrer beruflichen Ausbildung unterstützen. Das Bildungsministerium ist daher in der Verantwortung den Koalitionsvertrag umzusetzen.